"Wir können Gott mit dem Verstand suchen, aber finden können wir ihn nur mit dem Herzen. " (Josef von Eötvös)

Sonntag, 17. Dezember 2017

Lesung aus dem Buch Jesaja , Kap. 61,1-2.10-11 -  zum dritten Advent

 

"Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung,

 damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.

Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.

Denn wie die Erde die Saat wachsen lässt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor und Ruhm vor allen Völkern."

 

 

Gott ist es, der uns beschenkt ... er lässt uns heil werden ... schafft Gerechtigkeit ... nicht der Mensch ... zumindest nicht der Mensch aus sich heraus ... dieser ist dazu nicht fähig ... nur wer sich einhüllen lässt von Gott "in einen Mantel der Gerechtigkeit", wer die eigene Bedürftigkeit erkennt und das Angewiesensein auf Gott anerkennt, der kann zum Werkzeug werden, dessen Gott sich bedient ... der kann Gesandter werden für Frieden und Gerechtigkeit und frohe Kunde bringen ...

 

Ich wünsche einem jeden Leser, einer jeden Leserin, dass er, dass sie für andere zum Freudenboten bzw. zur Freudenbotin wird ... 

 

Sonntag, 3. Dezember 2017

... Gedanken zum Advent ... zur Zeit des Wartens und des Werdens: die Adventszeit will uns Zeit schenken, uns zu besinnen; sie lädt ein, dass wir - die oftmals Umtriebigen, Gehetzten - zur Ruhe kommen und - sofern wir im Glauben stehen - unser Herz, unseren Verstand, alles, was wir sind, öffnen für Gott ... diese Einladung brauchen wir alle immer wieder erneut ... denn niemand von uns hat Gott ein für allemal sicher für sich ... wer ehrlich sich selbst und Gott gegenüber ist, bemerkt, wie oft er oder sie die Beziehung nicht wirklich pflegt, mit Gott nicht in Kontakt bleibt, ihn wieder "vor die Tür" setzt ... und auf sich setzt ... so manches Dunkel, das wir erleben, entsteht daraus bzw. ist damit zu erklären ... der Mensch setzt auf sich, und nicht - oder zumindest zu wenig - auf Gott ... der Mensch hält sich für den Macher und Gestalter ... und scheitert ein ums andere Mal zum Unglück für sich und für das Miteinander auf dieser Welt ... aber wer sich neu öffnen lernt, seine Tür wieder öffnet - und sei es nur einen Spalt weit - wird entdecken, dass Gott mit Geduld davor gewartet hat und jede Chance nutzt, um wieder einzutreten und einen jeden mit seiner Liebe zu beschenken, die verwandelt ... wir - seine Geschöpfe - sind wie Gefäße, die er randvoll anfüllen will mit seiner Liebe, damit wir sie weitergeben und Licht bringen in die Welt ... zu diesem Bild des Gefässes passt der heutige Text aus dem Alten Testament bei Jesaja im 67. Kapitel ... dort wird Gott als Töpfer beschrieben und wir Menschen als Ton: "Wir sind der Ton und du bist der Töpfer! Wir alle sind Gefäße aus deiner Hand," (Hoffnung für alle) ... und es gibt das wunderschöne Gebet, mit dem ich schließen will: Herr, mach mich zu einer Schale für meine Mitmenschen, offen für die Liebe, für das Schöne, das sie verschenken wollen, offen für ihre Sorgen und Nöte, offen für ihre traurigen Augen und ängstlichen Blicke ... Herr, mach mich zu einer Schale (Gebet der Töpfer) ... 

Dienstag, 4. April 2017

Masken tragen - und ablegen dürfen (2) - die Verwandlung

      

        "Auch beim Lachen kann ein Herz weinen" 

                         (Sprichwörter 14,13a)

  

      

Starr

ist mein Gesicht

die Mundwinkel verzogen

mühsam nach oben

 

Mach ein freundliches Gesicht!

Lächle!

Halte durch!

(auch wenn dir nicht danach ist)

Lache!

(auch wenn dir schwer ums Herz ist)

 

Ich frage mich,

wer ist es eigentlich,

der mich dazu auffordert?

Wer ist es,

der da an mich appelliert,

dessen Stimme ich vernehme?

 

Ich.

Ich bin es selbst .

Allzu oft.

Mich selbst fordernd,

Haltung zu bewahren.

Mich selbst ermahnend,

ein positives Bild

von mir abzugeben.


Und ja, 

von anderen 

habe ich das auch zu hören bekommen.

Zugegeben

und

zum Glück

nur vereinzelt.

Manchmal.

Doch das hat sich eingebrannt

bei mir. 


"KEEP  SMILING"

sonst mag dich keiner.


"KEEP SMILING"

bis das Gesicht erstarrt

zu einer Maske;

das Lächeln,

das Lachen

zuzeiten aufgesetzt.

Unwirklich.

Unecht.


Aber muss da sein?

Warum der Druck?

(durch mich, durch andere)


Nein,

ich brauche das nicht.

Nein,

ich darf authentisch sein.

Mein Gesicht darf widerspiegeln,

wie es in mir aussieht;

es darf ausdrücken,

was mich bewegt.

 

Sicher,

es ist nicht klug,

dies immer zu tun.

Nicht überall geht das.

Die Maske kann auch schützen;

sie kann auch bewahren

vor noch mehr Leid.

Aber

vor denen,

die es gut mit mir meinen

und 

vor Gott sowieso,

da darf ich sie ablegen

die Maske;

da darf ich ungeschminkt sein

und 

mein Innerstes

nach außen tragen. 


Und dann?

Ja, dann geschieht es.

Mein Herz überwindet sein Leid.

Freude kehrt zurück.

Mein Gesicht entspannt sich.

Ich fange an zu lächeln.

Ich fange an zu lachen.

Aufrichtig 

und 

befreit.

 

Jella, 04.'17


 


 

 

 

Donnerstag, 6. März 2014

Wählen dürfen ... Gedanken zur Fastenzeit

Was für ein Angebot! Was für ein Geschenk! Ich darf wählen. Jeder von uns darf wählen. Keiner von uns ist festgelegt. Wir sind frei, frei in der Wahl auf unserem Lebensweg, ob wir ihn mit Gott gehen oder von ihm abgewandt.


Wir werden von Gott nicht dazu gezwungen, uns für ihn zu entscheiden. Er hat uns nicht als willenlose Marionetten geschaffen, deren Fäden er in der Hand hält, sondern hat uns in Freiheit gesetzt: aus Liebe und um der Liebe willen, die Er ist. Denn zum "Ja" zur Liebe kann man nicht gezwungen werden. Sie wartet auf unsere Antwort, die nur in Freiheit, und weil unser Herz sich von ihr hat berühren lassen, wirklich gegeben werden kann.

Aber sie, die Liebe, die Gott ist, läßt auch nicht ab - und das steht nicht im Widerspruch zur uns belassenen Freiheit -, immer wieder und wieder um uns zu werben, damit wir uns von ihr anstecken lassen und ganz zu Liebenden werden, zu Liebenden, die sich frei entscheiden täglich auf's Neue: für das Gute, für mehr Wärme in der Welt und zwischen uns Menschen, für Gerechtigkeit und Frieden ohne jede Drohgebärden, für ein Leben in der Liebe Gottes, die anerkennt, dass wir ALLE KINDER GOTTES sind.

Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit auf Gottes Werben um uns wieder intensiver zu hören, etwas in uns zum Klingen bringen zu lassen und zu bitten: Gott wandle mein Herz, lass es sich in Deine Liebe verlieben und in ihr bleiben und mein Leben als Geliebte(r) und Liebende(r) leben.

Samstag, 16. Februar 2013

Ein ganzer Mensch werden ...

Gedanken zum 1. Fastensonntag  (unter Bezugnahme auf das Evangelium des Sonntags, Lesereihe C, Lk 4, 1-13 und der dazugehörigen Illustration aus der Kinderbibel von W. Laubi und A. Fuchshuber)



Eindeutig … ein und dieselbe Person, die hier dargestellt ist … Rücken an Rücken … sitzend … den Kopf mit einer Hand abgestützt … nachdenkend … und in der anderen Hand gedankenverloren einen Gegenstand haltend … doch diese Gegenstände unterscheiden sich … und wie … der eine ist eine Kugel … eine goldene dazu … kostbar, wertvoll … der sie in der Hand hält, scheint alles zu besitzen … reich zu sein … und macht doch, wenn wir in sein Gesicht schauen, einen mürrischen, traurigen Eindruck … die Mundwinkel hängen nach unten … die Augen sind geschlossen … Zufriedenheit sieht anders aus …

im Märchen spielt die goldene Kugel eine besondere Rolle … steht für Vollkommenheit, für Ganzheit … und nimmt die Symbolik auf,die die Kugel seit dem Altertum hat … Bild zu sein für die Einzelseele … aber auch für die Weltseele … und für die Gottheit …
wenn wir diese Vorstellungen aufnehmen und das Dargestellte vor diesem Hintergrund interpretieren … dann scheint der Mensch mit der goldenen Kugel zwar eine Kostbarkeit in der Hand zu halten … aber sie hat noch nicht Besitz von ihm ergriffen … er ist (noch) nicht ganz … nicht heil … und (noch) auf der Suche, wie er dahin kommt … in dem Sinne reich zu werden, dass er mit sich, der Welt und Gott im Reinen ist …

aber wie kommt er dahin? … die Antwort gibt der andere in der Illustration dargestellte Gegenstand … um im Einklang mit sich zu kommen und so zu werden, wie Gott uns haben möchte und uns gedacht hat … der Dornenzweig … das mag widersinnig erscheinen … Dornen … die verletzen … sie sollen dafür stehen, was uns heil werden lässt? … Ja … eindeutig, ja, so ist es … weil auch sie als Zeichen zu verstehen sind …
für die LIEBE … für die verschwenderische, sich ganz und gar hingebende Liebe … die Liebe, die den Menschen nicht besorgt um sich selbst kreisen lässt … sondern ihn öffnet für die Mitmenschen und deren Nöte … solch eine Liebe fordert Einsatz … und kann sehr dornenreich werden … aber sie allein schenkt Fülle … lässt uns spüren, dass unser Leben Sinn macht … lässt uns so werden, wie es letztlich Jesus uns bereits vorgelebt hat … nachdem er sich bereits nach seiner Taufe, während seines Rückzuges in die Wüste, entscheiden musste … bzw. herausfinden musste, wie der Weg aussieht … auf den Gott ihn haben will … der ihn einssein lässt mit sich, der Welt und Gott … und es wurde ihm dort in der Einsamkeit der Wüste und in Anfechtungen klar … ich kann mich nur dafür entscheiden ein ganz und gar Liebender zu werden … so wie Gott, unser aller Vater , ein ganz und gar Liebender ist … mit allem, was es auch mit sich bringen mag … und wenn der Weg steinig wird … wenn er auch Dornen mit sich bringt … und sicherlich machte ihn bereits diese Entscheidung zu einem wahrhaft glücklichen Menschen … so wie es die Illustration widerspiegelt … Jesus, der den Dornenzweig in der Hand hält … er lächelt und schaut mit offenen, liebenden Augen in die Welt ...

Mittwoch, 13. Februar 2013

Fastenzeit – Bußzeit – Zeit der Besinnung




Wie auch immer die 40 tägige Zeit (ohne die Sonntage, sie zählen nicht mit) vor dem Osterfest genannt wird … sie will eines … uns helfen, offener zu werden für das Großartige, was wir an Ostern feiern werden … hellhöriger zu werden, für die befreiende Osterbotschaft … die da lautet:
das Leben siegt über den Tod … die Liebe siegt über den Tod … alles, was uns bindet und fesselt, was sich wie ein Schleier über uns legt, den klaren Blick für das Wesentliche verstellt … was uns selbst im Leben schon wie Tote sein lässt … wird von uns genommen … wir werden frei davon … wir werden befreit davon … aber keiner kann es aus sich heraus selbst machen … es ist Geschenk an uns … Gottes Geschenk … freie, aufrechte Menschen werden zu können … erfüllt von Liebe … Seiner Liebe zu uns … die unser Herz bewegt und verwandelt … wir brauchen nur eines tun: dieses Geschenk annehmen …



das ist dann meines Erachtens auch das, was in den 40 Tagen vor Ostern das Zentrale sein sollte … annehmende, dankbare Menschen zu werden … die  erkannt haben , dass sie der Wandlung bedürfen … die ihr Herz Gott hinhalten ... damit Er es anfüllen kann mit Seiner Liebe  … und die ihr Leben dann aus dieser Fülle heraus gestalten und zu wahrhaft Liebenden werden …


um dahin zu gelangen … dazu möchten die 40 Tage dienen und in besonderer Weise genutzt werden … dazu wollen auch die vielen Angbote der Fasten- und Bußzeit Hilfestellung leisten … die Kirchen und ihre Organisationen überschlagen sich allerdings mittlerweile darin … so dass ich befüchte, es ist könnte bereits ein Zuviel sein … was eher irritiert als hilft … jeder und jede möge da aber hoffentlich das „Richtige“, das für ihn oder für sie „Notwendige“ entdecken, was den Weg weist … möge aber auch das Vertrauen darin haben, dass bereits die eigene Bereitschaft … sich zu öffnen … von sich abzusehen … und nach Gott zu fragen … sich dafür Zeit zu nehmen … bereits von Gott selbst mit Sicherheit genutzt wird … so wie es im Midrasch (der Schriftauslegung im rabbinischen Judentum) von Ihm heißt: „Schaff mir nur eine Öffnung so klein wie ein Nadelöhr! Ich werde es aufstoßen und daraus einen Einlass schaffen so groß wie das Portal eines Palastes.“



Donnerstag, 5. April 2012

Abendmahl

Wenn wir heute in unseren Kirchen Mahl halten und uns erinnern an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte ... dann wünsche ich uns allen, dass wir uns mit hinein nehmen lassen in die wunderbare Verwandlung, dass wir uns verwandeln lassen, zu Kindern Gottes werden, die Seinen Frieden, den Er uns schenkt, weiter hinaus tragen ... in unsere Familien, in all unsere Beziehungen hinein, dort hinein, wo wir leben und arbeiten, an jeden Ort ...

"Selig, sagst du, Jesus,
selig sind, die Frieden stiften.
Sie werden Töchter und Söhne Gottes heißen.

Wenn die Bibel von Söhnen spricht,
dann meint sie den Bevollmächtigten,
den Stellvertreter, den Mitarbeiter.
Die Söhne tun das Werk des Vaters,
wer den Sohn sieht, sieht den Vater.

Töchter und Söhne sind daran kenntlich,
dass sie Kriege beenden,
nicht daran, dass sie siegen oder recht haben.
Daran, dass sie lieber unrecht haben
als Krieg und Streit fortzusetzen.

Jeder noch so leise Streit ist Krieg.,
denn wer streitet, sieht im anderen den Feind.
aller Hass ist Krieg,
denn er will die Auslöschung des anderen.
Ehrgeiz ist Krieg,
denn er sucht die Erniedrigung des anderen.
Misstrauen ist Krieg,
denn es fordert Selbstverteidigung.
Lüge ist Krieg.
Ausschluss des anderen vom gemeinsamen Tisch
ist Krieg.

Frieden schaffen heißt: Vertrauen gewähren.
Freiheit. Bejahen. Verzeihen.
Güte zeigen, Schutz geben, Bergen.
Daran zeigt sich, wer eine Tochter,
ein Sohn Gottes ist:
dass der Friede von Gott,
der Friede des heiligen Mahls,
durch einen Menschen auf die Erde kommt.

Selig ist er. Glücklich. Erfüllt.
Er ist selbst, was andere durch ihn sind:
Empfänger des Friedens."

(Jörg Zink, aus: Vor uns der Tag,
Was die Passions- und die Ostergeschichte bedeuten / Bild: Arcabas)